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Volkswagen Caddy PanAmericana (2025) im Test: Einfach gut

Mit rustikaler Optik und viel Platz will der Hochdachkombi bei Familien punkten

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Der VW Caddy ist heutzutage so etwas wie der sprichwörtliche Fels in der stürmischen Brandung der neuen Automobile. Während überall inflationär der Begriff Premium verwendet wird, um auch noch dem letzten chinesischen Kleinwagen irgendeinen Hauch Glamour anzudichten, bleibt sich Herr Caddy treu.

NUTZWERT wird hier großgeschrieben, mit Premium hat Caddy nix am Hut. Das Modell PanAmericana macht mit robuster Outdoor-Optik eher auf Raubein, hat aber auch einige Annehmlichkeiten zu bieten.

VW Caddy PanAmericana (2025) im Test

Als 1979 der erste VW Caddy auf den Markt kam, war er von einem Familientransporter ungefähr genauso weit entfernt wie die Star Wars-Fans vom Raumschiff Enterprise. Als kleiner, zweisitziger Pick-up auf Golf-1-Basis war er eigentlich für Nordamerika bestimmt, fuhr sich aber auch in Deutschland schnell in die Herzen der Fans.

Im Laufe der Jahre wechselte seine Basis vom Golf 1 über den Seat Inca, den Skoda Pick-up und den ersten Touran hin zur allgegenwärtigen MQB-Plattform, auf der das Multitalent seit 2020 basiert.

Dadurch besitzt dieses Modell erstmals eine moderne Pkw-Radaufhängung, soll aber nicht an Nutzwert eingebüßt haben. Das macht Sinn, denn über die Generationen ist der Caddy vom reinen Kleintransporter sowieso immer mehr in Richtung Family-Van abgedriftet, was ihm angesichts des Aussterbens dieser Gattung auch immer mehr Kundschaft verschafft. Zumindest in seinen Pkw-Versionen, denn natürlich gibt es immer noch die echten Handwerkerkisten mit über zwei Kubikmeter Laderaum und Hartplastikcharme im Angebot.


Exterieur | Interieur | Antrieb | Fahrverhalten | Preis | Fazit


Schnelle DatenVW Caddy PanAmericana TDI (2025)SegmentMPV / HochdachkombiMotor2,0-Liter-Vierzylinder Dieselmotor, 90 kW / 122 PSLänge / Breite / Höhe4.500 / 1.855 / 1.815 mmPreisab 38.722,60 Euro (Caddy Life)

Exterieur

Unser "PanAmericana" ist eine mild aufgehübschte PKW-Version, die sich mit robusten Anbauteilen und ein paar Schriftzügen ein wenig Outdoor-Romantik angedichtet hat. Unlackierte Stoßfänger waren früher mal ein Zeichen von billiger Basis, heute bedeuten sie auf einmal Offroad-Style, kosten Aufpreis oder sind nur in teuren Ausstattungen erhältlich.

Grundsätzlich ist der Caddy in seiner Pkw-Version optisch schon ein ganz gelungenes Auto, zumindest aus meiner Sicht. Die geschlossene Front und das hohe Heck mit den klar gezeichneten Lampen wirken recht hochwertig. Die Zierstreifen und die speziellen Schweller des PanAmericana strecken die Silhouette etwas, sodass optisch sogar ein wenig Dynamit in die Flanke kommt. LED-Scheinwerfer gibts serienmäßig, gegen Aufpreis auch mit Kurvenlicht und Nebelscheinwerfern. Die netten 17-Zoll-Alufelgen sind ebenfalls beim PanAmericana ab Werk montiert.

Interieur

Kernkompetenz des Caddys ist aber nicht ein schönes Äußeres, sondern ein geräumiger und praktischer Innenraum. Im Falle des PanAmericana schleicht sich sogar ein wenig Luxus ein, denn unser Testwagen war auf der Fahrerseite mit dem Ergocomfort-Sitz ausgestattet, der neben einer ausziehbaren Sitzfläche auch über eine Lordosenstütze und eine Höhenverstellung verfügt.

Der Sitzkomfort auf diesem Möbel ist - auch angesichts des geringen Aufpreises von gerade einmal 216 Euro - exzellent. Mit dem Beifahrer meinte es der Besteller dieses Testwagens nicht so gut, denn hier versieht nur der praktisch unverstellbare Basissitz seinen Dienst. Einigermaßen bequem ist aber auch er.

Hinten auf der Dreiersitzbank ist in der Breite genügend Raum auch für drei nicht allzu kräftige Personen. Leider verfügt sie nur über zwei Isofix-Halterungen, obwohl drei Kindersitze - je nach Breite - knapp nebeneinander passen. Erstaunlich beschränkt ist dagegen der Knieraum hinten. Unser Standardtest mit zwei 1,87 Meter großen Personen hintereinander scheiterte fast.

Die Knie liegen dann hinten eng an den Vordersitzen an, was die hochklappbaren Tische zu einem Witz degradiert. Kinder hingegen freuen sich bestimmt über die Spielablage. Die großen Schiebetüren sind in engen Parklücken natürlich ein Segen.

AbmessungenVW Caddy PanAmericana TDI (2025)Länge4.500 mmBreite1.855 mmHöhe1.816 mmRadstand2.755 mmLeergewicht1.725 kgGesamtgewicht2.250 kgAnhängelast1.500 kgKofferraumvolumenmax 2.556 Liter

Ablagen gibt es sowieso zuhauf in unserem Caddy. Hinter der Instrumententafel, auf dem Armaturenbrett, in der Dachkonsole, im Handschuhfach und in den Türtafeln ist jede Menge Platz für allerlei Krimskrams. Da kann man wirklich nicht meckern, genauso wenig wie über das große Fach unter der Mittelarmlehne oder die zwei Dosenhalter.

Die Handyablage mit Klappdeckel nervt allerdings. Erstens begünstigt sie das Überhitzen des Smartphones in der induktiven Ladeschale und zweitens klappt sie ständig von selbst herunter, auch wenn man es nicht möchte. Das könnte man anders lösen.

Die größte Ablage befindet sich naturgemäß hinter den Rücksitzen: Der Kofferraum. Oder in diesem Falle besser: Die Lagerhalle. Man schaut sich schon fast reflexartig nach einem Gabelstapler um, so groß erscheint einem das Cargoabteil des Caddy. Über 2,5 Kubikmeter passen insgesamt rein, wenn man die hinteren Sitze ausbaut. Als Fünfsitzer sind es immer noch gewaltige 1.230 Liter. Dabei ist das Ladeabteil total gerade und quaderförmig geschnitten. So lässt sich jeder Winkel perfekt nutzen.

Die Anmutung ist natürlich der Herkunft als Arbeitstier entsprechend recht simpel. Harte, graue Kunststoffe dominieren das Interieur, auch wenn mit den speziellen Polstern ein wenig Farbe ins Spiel kommt. Auch das Design der Instrumententafel ist betont schlicht gehalten, mit großen leeren Plastikflächen. Das Lederlenkrad und die Alu-Pedalerie stehen in merkwürdigem Kontrast dazu.

Das Infotainment basiert noch auf dem viel gescholtenen System, das dem Golf 8 am Anfang so viel Ärger eingebracht hat. Und wenn man mal wieder mit diesem alten System unterwegs ist, weiß man die Feinarbeit zu schätzen, die Volkswagen bei der neuen, verbesserten Version geleistet hat.

Zwar dauert das Hochfahren auch im Caddy nun nicht mehr ganz so lange wie damals, aber sofort losfahren nach dem Start geht nach wie vor nicht. Man wartet eine Weile, bis Rückfahrkamera oder Navi sich bequemt haben, ihren Dienst anzutreten. Auch die unübersichtliche Bedienung bleibt bestehen. Zumindest gab es keine Abstürze oder seltsame Ausfälle mehr.

Unser Testwagen war mit dem großen Navi "Discover Pro" ausgestattet, das über einen 10 Zoll großen Touchscreen verfügt und stolze 2.400 Euro Aufpreis kostet. Wenigstens ist hier die Smartphone-Integration und die erwähnte induktive Ladeschale bereits enthalten. Assistenten sind zahlreich vorhanden, in unserem Falle sogar mit automatischer Distanzregelung, Spurführung und Stauassistent. Funktioniert gewohnt zuverlässig. Der Tempowarner lässt sich schnell deaktivieren.

Ebenfalls an Bord ist der aufpreispflichtige Parkassistent, der auch (semi)automatisch einparken kann. Dieser sorgte allerdings für einen Schreckmoment. Als Redakteur ist man ja mit vielen verschiedenen Autos unterwegs und praktisch alle modernen Parkassistenten übernehmen - einmal aktiviert - Lenkung, Bremse und Gaspedal, um autonom einzuparken. Der Caddy hingegen lenkt nur und überlässt Gas und Bremse dem Fahrer. Muss man wissen ...

Beim ersten Versuch war mir dies nicht bewusst und der Caddy rollte munter im straffen Standgas in die Lücke, während ich auf die automatische Bremsung wartete. Wäre beinahe schief gegangen… Eigentlich ist diese Funktionsweise aber sogar sehr positiv, weil man selbst die Kontrolle über die Einparkgeschwindigkeit hat, wenn es mal schneller gehen soll.

Antrieb

In unserem Caddy steckte die Diesel-Allzweckwaffe des VW-Konzerns. In diesem Fall in der zweitkleinsten Variante mit 122 PS, die für den Caddy allerdings schon die Diesel-Topmotorisierung darstellt. Dieser Motor hat in seinen unterschiedlichen Leistungsstufen schon in den unterschiedlichen Fahrzeugen überzeugen können und enttäuscht auch im Caddy nicht.

Natürlich ist er jeglichen sportlichen Ansprüchen absolut unverdächtig, aber der Zwoliter marschiert homogen durch sein Drehzahlband, ist elastisch und ausreichend fix. Was hochwertigere Fahrzeuge heute für eine gute Dämmung besitzen, merkt man am sehr deutlich vernehmbaren, stets im Vordergrund stehenden Motorgeräusch im offenbar sehr sparsam gedämmten Caddy. Im Passat beispielsweise war derselbe Motor praktisch nicht zu hören.

FahrleistungenVW Caddy PanAmericana TDI (2025)0 - 100 km/h11,4 SekundenHöchstgeschwindigkeit186 km/hVerbrauch nach WLTP5,6 - 5,8 l/100 km

Was sie wieder eint, ist der sehr geringe Verbrauch. Unser Durchschnittsverbrauch lag bei 7,3 l/100 km, was nach mehr klingt, als es ist. Der Grund: Statt gemütlich quer durch Amerika die Pan Americana entlang zu cruisen, stand bei uns öfter die "Pan Alemania" auf dem Programm, also die A2 mit ihren vielen unbegrenzten Abschnitten. Und wenn man sich mit dieser Schrankwand der theoretischen Höchstgeschwindigkeit von immerhin 186 km/h nähert, schluckt auch dieser sparsame Motor einiges.

Bei normaler Fahrt kommt man inklusive etwas Stadtverkehr auf ca. 6 l/100 km, was aller Ehren wert ist, zumal der Caddy mit über 1,7 Tonnen Leergewicht auch kein ausgesprochenes Leichtgewicht ist. Mehr als 520 Kilogramm Zuladung dürfen trotz des riesigen Kofferraums deshalb auch nicht mit. Schade, da muss für die nächste Zementlieferung doch der Miettransporter her …

Fahrverhalten

Der aktuelle Caddy ist wie bereits erwähnte der erste seiner Art auf MQB-Basis. Das bedeutet, dass er auch als erster Cady eine moderne Hinterachse statt der bisherigen starren Lösung bekommen hat. Auch wenn das nicht nur Vorteile hat (siehe Zuladung), kommt die neue Radaufhängung dem Fahrverhalten voll zu Gute. Natürlich ist auch dieser Caddy keine Sänfte, aber Bocken und Trampeln kennt er glücklicherweise nicht mehr.

Mit den serienmäßigen 17-Zöllern mit ihrem vernünftig hohen Querschnitt rollt der VW sanft ab und federt recht fein an. Derbe Schläge kommen schon bei den Insassen an, werden aber auf ein erträgliches Maß abgemildert. Wenn man sich die Nutzfahrzeug-Herkunft des Autos vor Augen hält, ist der Fahrkomfort doch recht erstaunlich.

Dabei bleibt auch die Fahrsicherheit nicht auf der Strecke. Dank des hohen Schwerpunktes und der recht weichen Abstimmung neigt sich der Cady zwar in Kurven beträchtlich, bleibt aber stets sicher. Schnell verfällt er bei zu hohem Tempo ins sichere Untersteuern. Das ESP versteht zudem - der Fahrzeuggattung angemessen - gar keinen Spaß und bremst alles, was zu schnell ist, rigide ein. Unterhalb dieser Schwelle macht der Caddy zuweilen sogar etwas Fahrfreude.

Die Assistenten verhalten sich VW-typisch. Da unser Testwagen sehr gut ausgestattet war, verfügte er über den adaptiven Tempomaten und den Spurhalter. Beides hat mittlerweile im Konzern viel Feinarbeit erfahren und das merkt man. Die Regelung ist fein und es gibt kaum Ausfälle, auch nicht bei schlechten Sichtbedingungen. So machen lange Fahrten wirklich Spaß und die Jungs sind eine große Hilfe. Muss ja auch mal gesagt werden …

Preis

Oha, beim Thema Preis wird der Caddy aber seinem Namen gerecht, denn wir bewegen uns schon straff in Richtung Cadillac. Unser zugegebenermaßen gut ausgestatteter Testwagen kommt auf über 51.000 Euro. Uff. Als Basismodell Life mit diesem Motor kostet der Caddy auch schon 38.722 Euro, ist dann aber relativ nackt. Viel Geld für zugegebenermaßen viel Auto.

Zum Vergleich: Der enge Verwandte Ford Tourneo Connect beginnt als Diesel momentan bei 30.690 Euro. Bei Renault gibt es den Diesel-Kangoo ab 28.900 Euro. Der Peugeot Rifter hingegen ist nur noch als Vollelektriker zu haben. Das gilt nicht für den Citroen Berlingo, der sehr wohl noch als Diesel ab 23.540 Euro im Schaufenster steht. Ebenso der Opel Combo, der ab 28.000 Euro den Besitzer wechselt. Ein Schnäppchen ist der Dacia Jogger, den es zwar nicht als Diesel, aber dafür schon ab 17.990 Euro gibt.  

Fazit7,5/10

Für alle, die viel Platz und eine hohe Funktionalität brauchen und sich dem Thema Auto ausschließlich von der pragmatischen Seite nähern, ist der Caddy das ideale Auto. Vor allem mit der guten Ausstattung fühlt er sich wie ein normaler Pkw an, bietet aber einen unvergleichlich höheren Nutzwert, alleine durch seine Kofferraumhalle. Damit ist er der perfekte Ersatz für die mittlerweile fast ausgestorbenen Vans.

Ansprüche an Faszination, Fahrspaß oder Premiumqualität erstickt der Caddy trotz der guten Ausstattung mit seinem Transporter-Charme allerdings im Keim. Und das Preisschild ist auch nicht gerade von dezenter Zurückhaltung geprägt, um es vorsichtig auszudrücken.

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