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Opel Mokka GSE (2025): Quirlige Kaffeemühle im ersten Test

Der schnellste E-Rüsselsheimer bietet nicht nur mehr Leistung, er kommt auch mit Fahrwerksinspirationen aus dem Rallyesport

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Die Älteren unter uns haben sie vielleicht noch auf den Straßen fahren sehen, die Jüngeren kennen sie wohl eher in seltener Streuung von Oldtimer-Veranstaltungen, Messeständen oder aus Bildbänden: Die drei dicken GSE-Buchstaben auf dem Heck von Opel Senator und Monza.

Was ist das?

Einst stand das Kürzel für "Grand Sport Einspritzung" in den sportlichsten Modellen der Rüsselsheimer. Jetzt bringt Opel die magischen drei Buchstaben zurück. Die Submarke GSE steht ab sofort für "Grand Sport Electric" - vollelektrische Performance-Modelle also. Der Opel Mokka GSE ist der erste serienreife Vertreter seiner Art.

Opel Mokka GSE (2025) im ersten Test

Für das sportliche Topmodell des kompakten Crossover greift Opel einmal oben in das Stellantis-Regal. Zum Einsatz kommt ein Synchron-Elektromotor, der auch schon im Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce oder im Abarth 600e Scorpionissima zum Einsatz kommt. Bedeutet: 207 kW (281 PS) und 345 Newtonmeter Drehmoment bei 1.600 Kilogramm Gewicht. Für ein Elektroauto also schon mal ein gutes Gewichtsverhältnis.

Doch wenn sie jetzt denken, die Rüsselsheimer hätten bloß etwas mehr Leistung spendiert und das Fahrwerk ein wenig sportlicher optimiert, dann irren Sie gewaltig. Seine Inspiration holt sich der Mokka GSE vom Opel Motorsport Team. Das ist seit 2021 bereits mit dem Corsa Electric auf diversen Kursen in Europa unterwegs.

So kommt im Mokka GSE beispielsweise ein Torsen-Lamellen-Sperrdifferenzial zum Einsatz, um Drehmomentausfälle von der einen direkt auf die andere Seite übertragen zu können. Das Chassis wurde mit spezifisch ausgelegten Achsen und neuen Hydro-Stoßdämpfern ausgestattet. Alle Lagerungen wurden mit härteren Gummis ausgestattet, um ein direkteres Fahrverhalten erreichen und mehr Gefühl von der Straße auf den Fahrenden übertragen zu können.

Auch das Lenkgetriebe hat eine direktere Übersetzung erhalten. Zudem kommen Vierkolbenbremsen mit größeren Bremsscheiben vorne zum Einsatz. Sämtliche Hochvolt-Komponenten des Serien-Mokka-GSE wie Motor, Inverter, Batterie und Kabelbaum stammen vom Mokka GSE Rally. Der geht im Motorsport jetzt mit einer ähnlichen Konfiguration an den Start. 

Schnelle Daten Opel Mokka GSE (2025)
Antrieb Synchron-Elektromotor
Systemleistung / max. Drehmoment 207 kW (281 PS) / 345 Nm
0 - 100 km/h 5,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Stromverbrauch / Reichweite (WLTP) 17,9 kWh / 336 km
Akku 54 kWh
Max. Ladeleistung / 20 - 80 Prozent 100 kW / 27 Minuten
Preis Ab 47.300 Euro

Karosserie und Design | Innenraum | Fahreindruck | Preis und Konkurrenz | Fazit


Karosserie und Design

In Gesprächen mit Freunden und Familie habe ich immer gesagt: der Mokka wäre eigentlich ein richtig schickes Auto, wenn er nur tiefer liegen würde. Mit dem GSE kommt Opel meiner Forderung jetzt zumindest zehn Millimeter entgegen. Damit wirkt er auf den ersten Blick schon ohne die charakteristischen Akzente im Rallye-Look ein wenig dynamischer als in seiner herkömmlichen Stelzenoptik.

Bilder von: Opel

Die speziellen, aerodynamisch optimierte 20-Zoll-Leichtmetallräder im GSE-Design wirken der Höhe jedoch erneut entgegen. Eine Parallele zu den großbereiften Hot-Wheels-Spielzeugautos ist hier in der Gesamtoptik nicht von der Hand zu weisen. Die 18-Zöller vom GSE Rally hätten völlig ausgereicht. Hindurch blitzen die gelb lackierte Bremssättel vorne, die das sportliche Topmodell mit GSE-Schriftzug sofort entlarven. Prominent gestaltete Schweller und frische Grilleinsätze unterstützen den Rallye-Look.

Optional steht eine schwarze Motorhaube zur Verfügung. Wir vermissen jedoch ein mutiges Spezialdesign im klassischen weiß-gelb-schwarzen Opel-Look, eine weiß gelbe Farben-Dach-Kombination oder zumindest eine markante exklusive Lackierung, wie sie andere Hersteller anbieten. Blau, Grün, Weiß und mehrere Grautöne sind für ein sportliches Topmodell zu einfallslos. Da geht mehr, Opel! 

Innenraum

Im Inneren ist der GSE am unten abgeflachten Lenkrad zu erkennen. Das zehn Zoll messende Infotainmentsystem kommt mit GSE-Logo und speziellen GSE-Farben und Anzeigen. Dass die Rüsselsheimer mit ihrer Sportversion nicht bloß hausieren gehen, sondern es ernst meinen, zeigt auch der Touchscreen mit Performance-Daten.

So können sich Fahrende beispielsweise G-Kräfte, Beschleunigungswerte von 0 auf 100 km/h und Daten zum Batteriemanagement anzeigen lassen. Hinzu kommt eine Anzeige für Rundenzeiten, die beim Einsatz auf Rennstrecken sinnvoll unterstützend zur Seite steht.

Bilder von: Opel

Noch etwas mehr sportlichen Gelbstich hätten auch die exklusiven Sportsitze mit integrierten Kopfstützen vertragen können. Die kommen zwar mit GSE-Logo und sanften gelben Nähten, lassen die spezielle GSE-Farbe an weiteren Akzenten jedoch vermissen. Dafür sorgen die Sitze bei sportlicher Fahrt für guten Seitenhalt - lassen sich schön tief runterbringen, bieten aber auch bei gemütlichem Cruisen einen netten Komfort.

Die Füße dürfen den sportlichen Elektro-Opel zudem auf Alu-Sportpedalen bewegen. Über einen Drive-Mode-Schalter kann zwischen den verschiedenen Modi Sport, Normal und Eco gewechselt werden. Insgesamt ist der Innenraum damit etwas mehr als sportlich akzentuiert, bleibt aber absolut alltagstauglich.

Wer jedoch einen vielseitigen Sportler sucht, der auch mal was Ziehen kann oder ihn als Lifestyler in Betracht zieht, um beispielsweise Fahrräder auf der Anhängerkupplung mitnehmen zu können, muss sich leider anderweitig umschauen: der Opel Mokka GSE kommt gänzlich ohne Anhänge- und Stützlast. Der Stauraum von 310 bis 1.060 Liter kann so lediglich per Dachbox (75 kg Dachlast) erweitert werden.

Abmessungen Opel Mokka GSE
Länge x Breite x Höhe 4.150 x 1.787 x 1.506 mm
Radstand 2.561 mm
Gewicht 1.672 kg
Zuladung 388 kg
Kofferraumvolumen 310 - 1.060 Liter
Anhängelast 0 kg
Stützlast 0 kg

Fahreindruck

Opel verspricht beim Opel Mokka GSE das OMG!-Gefühl - also einen Ausruf alla "Oh. Mein. Gott", sobald man sich mit dem Rüsselsheimer in Bewegung setzt. Bei mir war es eher ein: "Huch, der ist aber knackig!" Die überarbeiteten Fahrwerkskomponenten setzen überraschenderweise nahezu kompromisslos auf ein sportliches Fahrgefühl. Das hoppelt dann bei unebenen Straßenbelägen zwar, gibt über die straffere Gummilagerung aber auch extrem viel Feedback.

Damit hat Opel eine massiv geringer wankende Karosserie geschaffen, als sie der Mokka in der Serie bieten kann. Gerade auf der Hinterachse fühlt sich der GSE wesentlich spurtreuer und lustvoller an. In den Bergen um Madrid konnten wir den straffen Mokka durch ehemalige Streckenabschnitte der Rallye Madrid manövrieren. Beim unentwegten Kurvenwedeln fühlt sich der Kompakte auch bei Nebel und Regen richtig wohl. Lediglich die großen 20-Zöller sorgen für auffällige Abrollgeräusche. 

Bilder von: Opel

Auf dem ehemaligen Formel-1-Kurs "Circuito del Jarama" in Madrid konnte ich dem Opel Mokka GSE dann sein volles Potential bei abtrocknender Strecke entlocken. Der Rüsselsheimer ist für ein Crossover ein erstaunlich flinker aber gutmütiger Vertreter. Klassisch zeigt er durch leichtes Untersteuern seine Grenzbereiche, lässt sich mit seinen Fahrwerksanlagen jedoch präzise und quietschvergnügt in jede Art von Kurve manövrieren. 

Dabei zeigt er auch unter Volllast kein spürbares Reißen am Lenkrad, Vorder- und Hinterachse bleiben in jeder Situation stabil. Das macht schon richtig Spaß, ein dermaßen ausgewogenes, kaum aggressives kleines Auto auf der Rennstrecke zu bewegen. Zu einem Drift müsste man ihn gewollt zwingen, was auch bei sportlicher Fahrweise zu einem absoluten Sicherheitsgefühl beiträgt.

Einmal im Flow, wirkt auch die Kraftübertragung des E-Motors nicht mehr allzu ruppig - bei voller Beschleunigung aus niedrigen Geschwindigkeiten gibt es hingegen ein unangenehmes Kopfnicken, das auch auf den Magen schlägt - das geht besser! 

Insgesamt stürmt der kleine Rüsselsheimer in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Opel hat ihm zudem mit 200 km/h eine höhere Endgeschwindigkeit gegönnt als seinem Serienvertreter (150 km/h). Lediglich mehr Rekuperationsstufen könnte der Mokka GSE vertragen. Wie seine Stellantis-Kollegen kann er entweder segeln oder in einer Stufe Energie zurückgewinnen.

Bilder von: Opel

Damit ist nicht nur One-Pedal-Driving passé, sondern auch individuelles Feintuning beim sportlichen Fahren. Wippen wie bei Kia, Genesis und Hyundai würden dem Mokka GSE sehr gut tun. Genauso, wie dieses abgefahrene Space-Raumschiff-Geräusch vom Mokka GSE Rally. Das wäre doch was für ein Over the Air Update, liebe Opelaner!

Zudem schaut man am Ende des Spaßes auf einen extrem höheren Verbrauch. Die vorgegebenen 17,9 bis 18,5 kWh konnten wir auch mit sehr gemächlicher Fahrt auf der zweiten Hälfte der Testroute nicht erreichen. Am Ende stand eine 23,8 - damit lagen wir eher knapp über 200 Kilometern Reichweite. Die Mundwinkel lässt eine maximale Ladegeschwindigkeit von 100 kW zudem nicht gerade nach oben wandern. Am Ende wird der Fahrspaß in Ladezeit aufgewogen. Dieses Verhältnis stimmt beim Mokka GSE leider überhaupt nicht.

Preis und Konkurrenz

Der Opel Mokka GSE startet bei 47.300 Euro. Allerdings gibt es auf der Aufpreisliste bis auf die Lackfarbe (700 Euro) und die schwarze Motorhaube (350 Euro) auch nicht mehr allzu viel hinzuzufügen außer Zubehör.

Die Konkurrenz kommt mit dem Alfa Romeo Junior Ellektrica Veloce (48.500 Euro) und dem Abarth 600e Scorpionissima (48.800 Euro) aus dem eigenen Konzern. Mehr Leistung bieten Volvo EX30 Twin Motor Performance (53.590 Euro) oder Smart #1 Brabus. Gerade letztere lassen jedoch diese sportliche Kompromisslosigkeit in der Fahrwerksauslegung vermissen. 

Fazit

Wie GSE-Wiederbelebung ist gelungen. Wer auf der elendig vielzitierten Suche nach Emotionalität im E-Auto bisher noch immer nicht fündig geworden ist, findet im Opel Mokka GSE einen überraschend kompromisslos sportlich ausgelegten Vertreter mit exzellent ausgewogenem Fahrwerk und wundervoller Direktheit. Mehr Leistung gibt es vielleicht bei der Konkurrenz, pointierteren Fahrspaß aber kaum.

Bleibt lediglich die Frage, ob einem die Komforteinschränkungen im Alltag, die geringe Reichweite und die nicht vorhandene Anhängelast den Spaß wert sind. Und dann bliebe da immer noch der Preis. Knapp unter 50.000 Euro für einen rund vier Meter langen Opel ist eine Ansage, die viele vermutlich erst einmal verdauen müssen. Eine Leasingrate von monatlichen 379 Euro lässt sich hingegen häppchenwiese besser schlucken.

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