Hier fahren Sie besser!
Neu- und Gebrauchtwagen auf automobile.at

Opel Grandland Electric im Dauertest: 500 Kilometer im Alltag?

Dauertest-Teil 1 zeigt, was der Opel dem französischen Bruder voraushat – und was nicht

InsideEVs.de: Elektroautos, Plug-in-Hybride: News, Tests

Nach dem Peugeot E-3008 ist der Opel Grandland Electric der nächste Kandidat aus dem Stellantis-Konzern, der sich dem Alltag unseres Dauertests stellen muss. Der E-3008 setzte im Sommer mit effizienter Technik und cleverem Packaging die Messlatte hoch. Nun darf der Grandland zeigen, ob er mehr ist als nur die vernünftige deutsche Interpretation derselben Plattform.

Beide Stromer teilen die STLA-Medium-Basis, denselben 73-kWh-Akku und 157 kW Leistung, doch in der Praxis trennen den E-3008 und den Rüsselsheimer Welten - zumindest, wenn man auf Emotion und Pragmatismus achtet. Der Grandland ist dabei kein Neuling. Schon der Vorgänger stand als Plug-in-Hybrid 2022 in unserem Fuhrpark - solide, aber ohne bleibenden Eindruck. Jetzt kommt die aktuelle Generation ohne Auspuff, dafür mit klarer Haltung: weniger Extravaganz, mehr Alltag.

Opel Grandland Electric (2025) im Dauertest, Teil 1

Unser Testwagen in GS-Ausstattung trägt die auffällige Farbe Impakt Kupfer Metallic, die selbst auf überfüllten Supermarktparkplätzen ein Hingucker ist. Das warme Metallic-Kupfer harmoniert gut mit dem schwarzen Dach und den 19-Zoll-Felgen - fast, als hätte Opel endlich Spaß an Farbe gefunden. 

Optisch hat der Grandland den Sprung in eine neue Ära geschafft. Mit 4,65 Metern Länge, 1,90 Metern Breite und 1,66 Metern Höhe ist er rund 20 Zentimeter länger als sein Vorgänger und rückt damit endgültig in die Mittelklasse auf. Sein Design ist dabei typisch Opel: klar, kantig, ohne übertriebene Spielereien. Der markante Vizor-Grill mit beleuchtetem Blitz-Logo erstreckt sich über die gesamte Frontpartie - ein modernes Markengesicht, das sich wohltuend vom optischen Overkill vieler SUV abhebt.

Bilder von: InsideEVs.de

Aus der Nähe wirkt der Grandland fast wuchtig, aber nicht protzig. Die Kombination aus der kupferfarbenen Lackierung und dem schwarzen Dach sorgt für Kontraste, die selbst im grauen Pendlerverkehr auffallen. Die Linienführung bleibt dabei sachlich - keine Sicken, keine unnötigen Rundungen. Der Grandland will nicht um jeden Preis auffallen, sondern gefallen. Und das tut er, gerade weil er sich nicht anbiedert.

Das Heck ziert ein beleuchteter Opel-Schriftzug, flankiert von einem durchgehenden LED-Lichtband, das nachts für ein markantes Signet sorgt. Trotzdem gibt es Unterschiede im Vergleich zum französischen Bruder: Der Grandland wirkt klobiger und massiver als der Peugeot E-3008, fast schon wie der bodenständige Handwerker unter den Designkünstlern.

Bilder von: InsideEVs.de

Dafür ist die Übersicht deutlich besser, die Fensterflächen sind größer, die A-Säulen schmaler. Beim Rangieren oder in engen Tiefgaragen ein echter Vorteil. Die Proportionen wirken harmonisch, und die breiten Radhäuser vermitteln Stabilität - genau das, was man von einem SUV erwartet. Kurz gesagt: Der E-3008 ist der Designer, der Grandland der Praktiker. Und das ist keineswegs negativ gemeint.

Motor, Antrieb und Batterie

Unter der Haube arbeitet der bekannte Elektromotor mit 157 kW (213 PS) und 345 Newtonmetern Drehmoment, der die Vorderräder antreibt. Das Leergewicht liegt laut Datenblatt bei 2.207 Kilogramm, die Höchstgeschwindigkeit bei 170 km/h. Der Sprint auf 100 km/h gelingt in etwa 9,0 Sekunden - keine sportliche Zahl, aber vollkommen ausreichend. Im Alltag überzeugt der Motor durch seine gleichmäßige Leistungsentfaltung. Er schiebt linear an, ohne hektisch zu wirken, und bleibt auch bei höheren Geschwindigkeiten angenehm leise.

Bilder von: InsideEVs.de

Die 73-kWh-Batterie (netto) ermöglicht eine WLTP-Reichweite von 517 Kilometern, realistisch sind im Alltag 370 bis 430 Kilometer. Auf unseren ersten Strecken zeigt sich der Grandland effizient, aber etwas durstiger als der Peugeot. Im Mix aus Stadt, Land und Autobahn pendelt der Verbrauch zwischen 18 und 19 kWh/100 km, auf der Autobahn sind es 21 bis 22 kWh. Dafür bleibt das Temperaturmanagement stabil, und die angezeigte Restreichweite reagiert kaum nervös auf Fahrstiländerungen.

Geladen wird der Grandland mit bis zu 160 kW an Schnellladesäulen, was den Akku in rund 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent bringt. An der 11-kW-Wallbox dauert derselbe Bereich etwa 4,5 Stunden. Praktisch: Opel spendiert dem E-SUV serienmäßig eine Wärmepumpe und eine Vehicle-to-Load-Vorrüstung, mit der externe Geräte versorgt werden können - ob Laptop, Kaffeemaschine oder E-Bike. Im Camping- oder Testalltag durchaus nützlich.

Bilder von: InsideEVs.de

Beim Fahrwerk zeigt sich die deutsche DNA. Dank Frequency Selective Damping (FSD) federt der Grandland kontrolliert, aber straffer als der Peugeot E-3008. Kurze Bodenwellen und Kopfsteinpflaster spürt man deutlicher, auf der Autobahn bleibt er dafür souverän und stabil. Die Lenkung wirkt präzise, die Bremsen lassen sich gut dosieren. Es ist ein Fahrverhalten, das Vertrauen weckt - typisch Opel eben. Der Grandland fährt nicht schwebend, aber sicher. 

Innenraum und Platzangebot

Im Innenraum zeigt sich der größte Unterschied zwischen den Konzernbrüdern. Während der E-3008 auf futuristische Cockpit-Architektur setzt, bleibt der Opel seinem Ruf als Pragmatiker treu. Zwei große Bildschirme - 10 Zoll fürs Fahrerdisplay, 16 Zoll fürs Infotainment - prägen das Dashboard. Ergänzt wird das Ganze durch ein optionales Head-up-Display, das gestochen scharf alle relevanten Informationen auf die Scheibe projiziert. Die Bedienung funktioniert intuitiv, und vor allem: Es gibt noch echte Knöpfe für Klima und Lautstärke.

Bilder von: InsideEVs.de

Die Materialien sind robust, aber eigenwillig kombiniert. An den Türverkleidungen treffen Filzstoff, Meshgewebe, Kunstleder, Hartplastik und satinierte Einsätze in fast übermütiger Vielfalt aufeinander - ein Material-Mix, der nicht jedem gefallen wird. Es wirkt stellenweise, als hätten die Designer versucht, Peugeot-Flair mit Opel-Pragmatismus zu verheiraten.

Immerhin: Die Verarbeitung ist tadellos, nichts wackelt oder klappert. Das Interieur fühlt sich solide an, nur eben etwas vielfältiger, als man es von Rüsselsheim gewohnt ist. Besonderes Lob verdienen wie sooft die AGR-zertifizierten Intelli-Sitze. Sie bieten exzellenten Seitenhalt, eine variable Lendenwirbelstütze und eine ausziehbare Oberschenkelauflage.

Bilder von: InsideEVs.de

Nach mehreren Hundert Kilometern auf der Autobahn steigt man ohne Rückenschmerz aus - ein Detail, das man im Alltag schnell zu schätzen lernt. Zudem sitzt man höher als im Peugeot, was die Übersicht spürbar verbessert. Gerade im Stadtverkehr oder beim Parken ist das ein echter Vorteil.

Im Fond geht es komfortabel zu. Selbst großgewachsene Passagiere finden ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Der Kofferraum bietet 550 Liter, mit umgeklappten Rücksitzen bis zu 1.645 Liter. Die Rückbank lässt sich 40:20:40 teilen, allerdings nicht vom Kofferraum aus. Immerhin sorgt der ebene Ladeboden für praktisches Verstauen. Für Familien mit Kinderwagen oder Gepäck ist das ein angenehmer Begleiter - solide, geräumig, aber ohne Luxus-Allüren.

Preis, Verbrauch und erstes Fazit

Der getestete Grandland Electric in der GS-Ausstattung kostet laut Konfiguration 51.150 Euro, inklusive Impakt Kupfer Metallic und Dach in Karbon-Schwarz. Mit dem Tech-Paket (2.095 Euro), dem Infotainment-Paket GS (1.665 Euro), Matrix-LED-Licht und weiteren Extras summiert sich der Endpreis auf 54.910 Euro - ein realistischer Wert für das Gebotene.

Der WLTP-Verbrauch liegt offiziell bei 17,2 kWh/100 km, in der Realität bewegen wir uns leicht darüber, doch das Fahrprofil spielt hier eine große Rolle. Wer vorausschauend fährt, kann im Alltag locker unter 18 kWh bleiben. Nach den ersten Wochen im Dauertest steht fest: Der Grandland Electric ist kein Revolutionär, sondern ein ehrlicher Stromer.

Er federt etwas härter als der Peugeot, bietet aber die bessere Übersicht, die einfachere Bedienung und den vertrauteren Charakter. Sein Innenraum mag optisch weniger harmonisch wirken, dafür ist er funktional. Und die kupferne Lackierung bringt einen Hauch Emotion in den ansonsten sehr rationalen Opel-Alltag.

Teil 2 unseres Dauertests wird sich mit Ladeverhalten, Winterreichweite und Assistenzsystemen beschäftigen. Schon jetzt aber deutet sich an: Der Grandland ist kein Blender, sondern ein treuer Begleiter. Kein Showcar, kein Technik-Statement - einfach ein Auto, das funktioniert. Und manchmal ist genau das die größte Stärke.

© InsideEVs.de