Spektakulärer Abgang: Mercedes trennt sich von Design-Star Wagener

Nach fast 30 Jahren verlässt er Mercedes-Benz. Und er ist nicht der einzige aus der Führungsriege ...

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Nach fast drei Jahrzehnten ist Schluss: Gorden Wagener, Chief Design Officer von Mercedes-Benz, verlässt das Unternehmen zum 31. Januar 2026. Wie der Stuttgarter Konzern mitteilt, geschieht dies auf eigenen Wunsch und im besten gegenseitigen Einvernehmen. Damit endet eine Ära, die die Designsprache des Sterns so nachhaltig geprägt hat wie kaum eine andere in der fast 140-jährigen Firmengeschichte, Legende Bruno Sacco einmal ausgenommen.

Seit seinem Einstieg 1997 war Wagener an nahezu allen wichtigen Designentscheidungen beteiligt. Mit gerade einmal 39 Jahren wurde er zum jüngsten Designchef der Branche ernannt und krempelte das Design von Mercedes komplett um. Seine Designphilosophie der "Sinnlichen Klarheit" wurde zum Markenzeichen und verjüngte die traditionsreiche Marke nachhaltig.

Unter Wageners Führung entstanden Fahrzeuge wie die S-Klasse der Baureihe 222, die neu positionierte A-Klasse oder der emotional aufgeladene Mercedes-AMG GT. Er setzte wieder verstärkt auf Clay-Modelle statt pure Computerarbeit. Dabei beschränkte sich Wagener nicht aufs Auto: Unter dem Label "Mercedes-Benz Style" entwarf er Luxusyachten, Hubschrauber, Möbel und Interieurs für Immobilienprojekte.

Seine letzten großen Werke sind der stark nachgefragte neue CLA, der elektrische GLC mit neu interpretiertem Kühlergrill und das kürzlich in Shanghai präsentierte Showcar Vision Iconic. Letzteres ist eine skulpturale Hommage an die goldene Ära des Automobildesigns mit Anklängen an den legendären 300 SL. Ein würdiger Schlusspunkt seiner Karriere.

Das Timing ist dennoch bemerkenswert. Während Mercedes mit strategischen Herausforderungen kämpft und gerade einen Kurswechsel vollzieht, verlässt ausgerechnet jetzt einer der prägendsten Köpfe das Unternehmen.

Seine Nachfolge tritt ab 1. Februar 2026 Bastian Baudy an, derzeit Leiter Design AMG. Eine große Fußstapfen für den Nachfolger, auch persönlich, denn Wagener gehört auch zu den schillerndsten Persönlichkeiten in der Szene und ist nicht unumstritten..

Doch Wagener ist nicht der einzige Top-Manager, der geht. Der Abgang des Designchefs ist Teil einer umfassenden Umstrukturierung im Top-Management. Auch Torsten Eder, Leiter Elektrifizierte Antriebssysteme, und Thomas Hellmuth, Leiter Karosserie & Sicherheit, verlassen das Unternehmen. Gleichzeitig werden mehrere Schlüsselpositionen neu besetzt. Vorstandschef Ola Källenius spricht von einer Neuausrichtung mit Fokus auf Kundennutzen, technologische Exzellenz und operative Effizienz.

Was nach geordnetem Personalwechsel klingt, wirkt angesichts der aktuellen Herausforderungen eher wie ein Krisenmodus. Wenn gleich mehrere langjährige Führungskräfte das Unternehmen verlassen, deutet das auf tiefgreifende Veränderungen hin. Mercedes steht offenbar vor einem grundlegenden Neuanfang.

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