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Porsche 924 (1975-1988): 50 Jahre und trotzdem noch frisch

Längst ist der einstige Hausfrauen-Porsche zum beliebten Kultmodell gereift

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Man kennt es von Prominenten oder aus dem persönlichen Umfeld: Die einen wirken mit 50 schon ziemlich alt, die anderen noch erstaunlich frisch. Auch bei Autos gibt es solche Fälle: Oder hätten Sie gedacht, dass der Porsche 924, den Sie unten in der Bildergalerie bewundern können, jetzt seinen 50. Geburtstag feiert?

Von VW zu Porsche

Dabei hat man Anfang der 1970er-Jahre bei Porsche den späteren 924 nicht direkt für die Marke eingeplant. Anfang 1972 beauftragt VW die Porsche-Ingenieure in Weissach mit der Entwicklung eines Nachfolgers für den unglücklichen VW-Porsche 914. Das Projekt läuft unter der Bezeichnung EA 425.

Porsche 924 (1975-1988)

Im Auftrag von Volkswagen stellen die Ingenieure im Porsche-Forschungs- und Ent­wicklungs­­­­­­­zentrum Weissach einen 2+2-sitzigen Sportwagen in Transaxle-Bauweise auf die Räder. Doch es gibt ein Problem: VW trudelt immer tiefer in finanzielle Probleme. 800 Millionen Mark Minus stehen in der Bilanz, als der neue Boss Toni Schmücker 1974 beim EA 425 den Stecker zieht.

Mit dem einfacheren VW Scirocco hat man zu diesem Zeitpunkt schon ein Sportcoupé auf der neuen Golf-Basis konstruiert. Wozu noch den technisch ambitionierten EA 425 zur Serienreife bringen? Andererseits ist das Fahrzeug fast fertig, noch ein Millionengrab möchte Schmücker auch nicht schaufeln.

Zum Glück springt Porsche in die Bresche: Dort kann man nach der Ölkrise von 1973 ein Einstiegsmodell prima gebrauchen, zumal der Wagen auf die in vielen Ländern kritische Steuergrenze von zwei Liter Hubraum hin konzipiert ist. Porsche kauft das Projekt von VW zurück - und damit ein Erfolgs­modell.

Der 924 rettet eine Region

Und so kommt im Jahr 1975 der Porsche 924 zur Welt. Freude allenthalben: VW windet seinen Kopf halbwegs glimpflich aus der Schlinge, zusätzlich sichert die 924-Produktion Arbeitsplätze im bedrohten Audi-Werk Neckarsulm. 

Wie der um dieselbe Zeit entwickelte große Porsche 928 entsteht der 924 in Transaxle-Bauweise mit vorn liegendem Motor und an der angetriebenen Hinterachse liegendem Getriebe. Der erstmals bei einem Porsche wassergekühlte Zweiliter-Vierzylinder-Reihen­motor mit oben liegender Nockenwelle und K-Jetronic-Einspritzung leistet 125 PS (92 kW) bei 5800 U/min und beschleunigt den 1.080 kg schweren Wagen aus dem Stand in 10,5 Sekunden auf 100 km/h. Dank sehr guter Aerodynamik (cw x F = 0,36 x 1,76 m2 = 0,634) er­reicht der 924 eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 200 km/h.

Besonders bemerkens­wert: Der Verbrauch des 924 liegt bei damals guten 10 bis 12 Liter. Seine guten Fahr­eigenschaften verdankt er bewährter Porsche-Technik mit einer Schräglenker-Hinterachse und an Quer­lenkern mit McPherson-Federbeinen aufgehängten Vorderrädern.

Sein charakteristisches Aussehen erhält der Porsche 924 durch die glattflächige Front mit integriertem Stossfänger, unauffällig darunter angeordneter Kühlluftöffnung, elektrisch aus­fahrbare Klappscheinwerfer, die geschwungene Seitenlinie sowie die große Heckfenster­haube. Diese öffnet sich bei Entriegelung nach oben und macht den Zugang zum Gepäck­raum frei, der für einen Sportwagen groß bemessen ist, sich aber durch Vorklappen der Rück­­­­sitzlehnen noch weiter vergrößern lässt.

Trotz Audi-Motor nicht günstig

Obwohl Porsche das Adoptivkind liebevoll pflegt und um Aufwertung bemüht ist, spürt man in frühen 924ern die volkswagigen Gene. Hier ein dürres Zweispeichenlenkrad, dort fipsige Lenkstockhebel wie in einem alten Passat. Und das, obwohl der 924 nie billig war: Exakt 24.980 Mark sind es 1978, mit Automatik nochmals 1.500 Mark mehr. Immerhin: Der günstige 911 kostet damals gut 40.000 Mark. Aber einen Scirocco GTI mit 115 PS für lediglich 16.780 DM. 

Außen hören Kenner vernehmbar die Audi-Note heraus. Genau dieser Punkt bringt damals die gusseisernen Porsche-Fans auf die Barrikaden. Und überhaupt: Motor vorne, Getriebe hinten, dazwischen eine Antriebswelle. Transaxle? Ausgewogene Gewichtsverteilung? Wo bleibt denn da die Herausforderung für den Sportwagenfahrer? Ganz zu schweigen von dieser seifigen Form des neuen Coupés.

Nun gut, selbst Ferry Porsche ist nicht ganz glücklich mit dem 924. Später sagt er, sein Favorit wäre der damals zum Start noch nicht verfügbare Fünfzylinder-Motor von Audi gewesen. Eine interessante Idee! Aber auch so spült der 924 Geld in die Kasse. Denn die Kundschaft kommt eben nicht vom 911, sondern von ganz anderen Marken. In gewisser Weise wird der 924 so zum Cayenne der 1970er-Jahre.

Eine in Motor- und Fahrleistungen Aufsehen erregende Weiterentwicklung stellt Porsche im November 1978 mit dem 924 Turbo vor. Er rückt preislich aber schon nahe an einen 911. Sein aufgeladener Motor leistet bei unverändert zwei Liter Hubraum 170 PS (125 kW), die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h dauert nur 7,8 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit liegt durchweg über den angegebenen 225 km/h. Dass Reifen, Fahrwerk und Bremsen diesen Fähigkeiten des Wagens angepasst werden, versteht sich von selbst.

Äußerlich unterscheidet sich der 924 Turbo- von der Standardversion durch zusätzliche Lufteintrittschlitze oberhalb des Stossfängers, die etwa T-förmige Öffnung in der Motorhaube zur Wärmeableitung und einen dezenten Spoiler unterhalb des Heck­fensters, den der normale 924 im Zuge der Modellpflege-Maßnahmen später erhält.

Ab dem Modelljahr 1981 bekommt der Turbomotor mit Bypassventil-Lade­drucksteuerung eine lade­druck­­­­abhängig arbeitende vollelektronische Zündung, die die Leistung auf 177 PS (130 kW) anhebt und gleichzeitig den Verbrauch senkt.

Hiervon abgeleitete reine Sportgeräte sind 1980 der 924 Carrera GT mit Lade­luftkühlung und 210 PS, deutlich erkennbar an breiteren Kotflügeln und einer Kühllufthutze auf der Motor­­haube, sowie 1981 der 924 Carrera GTS mit 245 PS.

Ein halber 928-Motor

Die Ingenieure im Porsche Entwicklungszentrum Weissach haben bei der Konstruktion des Leichtmetall-V8-Motors für den grossen 928 einen Hintergedanken. Sie planen von vorn­herein die Möglichkeit ein, den V8 zum Reihen-Vierzylinder zu halbieren und damit eine Weiter­­­entwicklung des 924 anzutreiben. So entsteht der bullige 2,5 Liter-163 PS (120 kW)-Motor des 1981 vorgestellten 944, dessen doppelte Ausgleichswellen ihm die Laufruhe und den Charakter eines Sechszylinders verleihen. Optisch sieht er dem 924 ziemlich ähnlich.

Bis 1988 bleibt der 924 im Programm. Kurz vor dem Ende der Bauzeit verpflanzt Porsche ihm noch den Motor des 944 mit bis zu 160 PS Leistung: Der 924 S wird von 1985 bis 1988 gebaut.

Neben dem 911 hat bis zum Start der SUV-Modelle kein anderer Porsche eine so hohe Verkaufszahl erreicht wie der 924 und seine Weiter­­­entwicklungen: 325.000 Exemplare. Und während die Sportwagenlegende 911 rund zwölf Jahre benötigt, um die Produktionszahl 100.000 zu erreichen, schafft dies der kleinere Bruder 924 in wenig mehr als fünf Jahren.

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