Die Limousinenversion wurde nur dank "Top Gear" prominent
Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers.
In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.
Man spricht ja gelegentlich von der Liebe auf den zweiten Blick. Das kann es auch bei Autos geben. Modelle, die einem anfangs nicht zusagten, werde als Old- oder Youngtimer plötzlich attraktiv. Bei dem folgenden Modell muss man dagegen eher von Liebe auf den zehnten Blick sprechen. Denn kennt irgendjemand den Suzuki Liana, findet ihn dann noch gut und hebt ihn gar auf?
Schon die Namensgebung ist reichlich bizarr: In China, Europa und Australien hieß der Nachfolger des ersten Suzuki Baleno "Liana". Mit Dschungel und Tarzan hat das aber nichts zu tun. Es steht für "Life in a new age". Lebern in einem neuen Zeitalter, vermutlich auf das gerade beginnende 21. Jahrhundert gemünzt.
Nur sah der Liana beim besten Willen nicht aus wie das Resultat eines ambitionierten utopischen Designertraums. Der Radstand von 2,48 Meter plus 1,55 Meter Höhe passte noch einigermaßen beim kombiartigen Fünftürer-Hatchback. Doch die kaum niedrigere, aber 4,35 Meter lange Limousine wirkte durch ihre Überhänge bizarr. Manch Betrachter fühlte sich an den ersten Toyota Prius erinnert.
Das Motorenangebot war ähnlich unambitioniert wie das gesamte Auto: Zu Produktionsbeginn gab es den Liana in Europa mit einem 1,3-Liter-Benziner mit 66 kW (90 PS) und als 1,6-Liter-Version mit 76 kW (103 PS). Den größeren Motor gab es im Fünftürer auch mit 4-Stufen-Automatik oder Allradantrieb.
Im Zuge einer Modellpflege im Herbst 2004 war für den Liana außerdem ein 1,4-Liter-Dieselmotor mit 90 PS erhältlich. Doch bei diesem Facelift verlor der Liana sein einziges cooles Detail, nämlich das digitale Cockpit. Immerhin war der Suzuki gut ausgestattet: Neben vier Airbags waren auch Klimaanlage, beheizbare Vordersitze oder ein CD-Radio mit vier Lautsprechern und Lenkrad-Fernbedienung im Kaufpreis enthalten. Die 1.4-DDiS-Limousine und der Liana Fünftürer 1.4 DDiS kosteten beide 16.350 Euro.
Nachdem die Stufenheckvariante aus dem Programm genommen worden war, blieb das Steilheckmodell mit 1,6-Liter-Motor mit nunmehr 79 kW das einzige verfügbare Modell in Europa. Ende 2007 wurde auch der Import des Steilhecks eingestellt. Zwischen 2001 und 2009 wurden in Deutschland insgesamt 16.347 Suzuki Liana neu zugelassen. Nachfolger war der SX4.
Am bekanntesten wurde der Liana durch seine Auftritte als "Reasonably Priced Car" in der Sendung Top Gear. Jede Woche traten prominente Gäste in der Sendung auf, um eine Rundenzeit in einer Suzuki Liana Limousine zu fahren. Das Hauptfahrzeug und die Ersatzfahrzeuge wurden bis auf einen Überrollkäfig und Rennsitze, die als Sicherheitsmaßnahmen eingebaut wurden, unverändert gelassen.
In den drei Jahren, in denen der Liana bei Top Gear zu sehen war, legte er 1.600 Runden auf der Rennstrecke zurück, seine Reifen und Bremsen wurden 100 Mal gewechselt, und er benötigte sechs neue Kupplungen, zwei neue Naben, Antriebswellen, Querlenker, Federbeine und Getriebegestänge sowie einen neuen Außenspiegel. Der Liana wurde von seinem ersten Auftritt bis zu seiner Ablösung durch einen Chevrolet Lacetti in der Frühjahrssaison 2006 eingesetzt. Bis 2015 genoss er einen teilweisen Ruhestand, wurde aber immer noch zurückgeholt, wenn der Gast ein Formel-1-Fahrer war.